Einweihungen und Visionen – Reading 24
Reading 24 (Arizona, 21.2.1998)
Heute sehe ich mich in einer Art grünem Schlamm, in einem Tümpel, umgeben von gallertigen Wasserpflanzen… Frösche sind da… Ganz zutraulich und zahm sind sie…
Die Spinnweben des Lebens sind ebenfalls miteinander durch “Gallerte“ verbunden – dieselbe stellt die Essenz des Seins dar, entstanden aus dem Plasma des Ur-Kosmos. Die Vernetzungen sind so dicht, dass Mensch nicht umhinkann, sich darin zu verstricken.
Das mysteriöse Ballspiel der Maya zielte genau daraufhin ab, symbolisch darzustellen, wie sich der Mensch aus diesen schicksalhaften Verstrickungen durch geschicktes Manövrieren und durch spielerische Handlungen innerhalb seines Mikrokosmos einigermaßen befreien kann. Ganz jedoch nie. Der Ball bestand tatsächlich aus einer Kautschukmasse, die mit Luftkammern gefüllt war, um den Ball nicht allzu schwer werden zu lassen. Derselbe symbolisierte die Sonne, und der steinerne Ring, durch den der Ball befördert werden musste, den Zenith, den die Sonne jeweils zur Mittagszeit durchläuft.
Grundsätzlich musste der Ball nach spätestens zehn körperlichen Berührungen seitens der Spieler durch diesen Ring geworfen werden. Gelang dies nicht, musste ein Spieler anschließend geopfert werden. Wie wir schon wissen, waren die Spieler miteinander durch Sisalseile verbunden, die an Schlangen erinnerten. Dies kann Mensch ja auch heute noch anhand der bildlichen Darstellungen nachvollziehen.
Die Mannschaften traten, regional unterschiedlich, paarweise, zu fünft oder zu siebent an. Dies hing in erster Linie von der Notwendigkeit der einbezogenen Gottheit ab. Die Ballspieler wurden durch das Los ausgewählt; zum Teil aus dem eigenen Volk, zum Teil aus Gefangenen oder Gästen, die sich freiwillig diesem sehr riskanten Spiel unterzogen.
Es galt also, den Ball auf alle mögliche Art und Weise durch geschickte und kräftige Körperbewegungen von Spieler zu Spieler bzw. durch den Ring zu befördern. Symbolisch ging es dabei generell um die Geschicklichkeit, wie Mensch sich im Leben mit all seinen bedeutungsvollen Schicksalen durchzusetzen vermag oder wie Mensch es versteht, den Kampf des Lebens zu be- und überstehen. Vor Beginn des Spieles wurde durch das Los entschieden, ob die Gewinner oder die Verlierer den Göttern – meist galt dies dem Sonnengott – geopfert werden sollten. Es existierte ein Punktesystem, das wiederum von Stadt zu Stadt etwas unterschiedlich gestaltet war. Der Ball durfte auf keinen Fall mit den Händen berührt werden, sondern nur mit den Schultern, den Hüften, den Füssen oder mit dem Kopf. Die Hände blieben deshalb tabu, weil sie als zu “manipulativ“ im wahrsten Sinne des Wortes galten.
Die Loslösung von den Verflechtungen der schicksalhaften Vernetzungen war eines der hauptsächlich angestrebten Ziele innerhalb der Lebensphilosophie der Maya. Die Sonne, die jeden Tag aufs Neue “geboren“ wurde und abends ins Totenreich hinüberwechselte, war Sinnbild des Lebens und der Freiheit schlechthin. Im kollektiven Gedankengut der Maya hatte sich unter anderem die permanente Angst festgesetzt, wenn die Sonne nicht mehr “auferstehen“ würde, dann würde auch die Menschheit ihre Freiheit und den Sinn im Leben verlieren. Die Menschenopfer der Maya dienten tatsächlich der “Ernährung“ des Sonnengottes einerseits – und andererseits der Versöhnung mit dem Regengott. Sonne und Regen bildeten die zwei wichtigsten Grundpfeiler im täglichen Leben der Maya.
Die Hochkultur der Maya hat sich nach 1200 n.Chr. sozusagen wegen “Überalterung“ aufgelöst. Es kam eine Zeit, wo die herrschende Schicht nicht mehr nützlich bzw. notwendig war, weil sich zu viele Volksgruppen aufgesplittert hatten, in alle Himmelsrichtungen mit den unterschiedlichsten Interessen. So kam es, dass untereinander keine Einigung mehr möglich war. Die regierende Oberschicht starb quasi aus, das gewöhnliche Volk selbst jedoch war reif genug geworden, um sich selbst zu erhalten. Dieses verbreitete sich im Sinne einer Diaspora über viele Regionen Mittel- und auch Südamerikas. Die Indios in Chile und Peru tragen ebenfalls Mayablut in sich. Man kann also nicht von einem plötzlichen Verschwinden der Maya sprechen, sondern eher von einem “Zerfließen“ in alle Himmelsrichtungen. Es gab auch keine wie immer gearteten “Entrückungen“ oder Entführungen in andere Dimensionen, wie oft angenommen wird; einzig und allein ein allmähliches Aussterben der führenden Herrscherfamilien täuschte diese Tatsachen vor. Und damit endeten alle zuvor so sorgfältig geführten Aufzeichnungen, die den Fortbestand dieses Volkes in irgendeiner Weise bekundet hätten. Somit kann eigentlich von keinem “rätselhaften“ Verschwinden der Maya die Rede sein; da steckt an sich nichts wirklich Mysteriöses dahinter, sondern vielmehr ein Naturgesetz, das bewirkt, dass praktisch alle Zivilisationen am Höhepunkt ihrer Entwicklung sich einfach auflösen – weil ab einem gewissen Zeitpunkt keine weitere Evolution mehr möglich respektive notwendig ist.
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