Aspekte des wirtschaftlichen Wachstums
Die heutige Wirtschaft definiert sich über die Konjunktur – also das Wachstum, bzw. die Schwankungen des Bruttoinlandsprodukts. Dieses Bruttoinlandsprodukt definiert sich aus der Summe der Werte aller Güter (Waren und Dienstleistungen). Jedes Land ist bestrebt die Konjunktur zu erhöhen, das Wachstum zu steigern, und damit mehr und mehr Produkte herzustellen, bzw. Dienstleistungen zu lukrieren. Diese Vorgangsweise hat mehrere wesentliche Aspekte:
Der Konsum
Die Produkte und Dienstleistungen, die produziert werden, müssen an den Mann / an die Frau gebracht werden. Um dieses Ziel zu erreichen muss ein ständiges Gefühl des Mangels bei den Menschen erzeugt werden. Jeder Mensch muss ständig das Gefühl haben von diesem oder jenem zu wenig zu besitzen. Es wird – durch die Werbung – ständig suggeriert, dass wir dieses oder jenes brauchen. Es werden somit Begehrlichkeiten geweckt für die der Mensch bereit ist mehr zu arbeiten, damit er mehr verdient und es sich dann leisten kann. Ein nicht leisten können weckt somit das Gefühl von Mangel. Jahrzehntelang hat dieses Prinzip funktioniert. Uns wurde ständig eingetrichtert, dass wir dies und das brauchen, und so haben wir dahin gearbeitet bis wir es uns leisten konnten, oder haben Kredite aufgenommen, damit wir es früher anschaffen kommen. Wir haben uns somit an der Zukunft bedient. Die Regierungen – als Handlanger der Wirtschaftsmächte – versuchen weiterhin diesen Kurs beizubehalten und reden ständig darüber, dass die Wirtschaft dann wieder ins laufen kommt sobald der private Konsum wieder anspringt – die Leute wieder haben wollen was man ihnen vorsetzt. Dieses System führt sich selbst ad absurdum. Denn es begreift nicht, dass der Punkt erreicht ist, da die Menschen nicht mehr alles kaufen wollen oder können. Das “nicht mehr kaufen wollen” kann einerseits aus einem Gefühl der Sättigung entstehen, und andererseits aus einem Gefühl der Zufriedenheit.
Wenn wir mit dem zufrieden sind was wir haben, so brauchen wir nicht alles zu kaufen was uns eingeredet wird. Zufriedenheit lässt uns das Gefühl des Mangels überwinden. Zufrieden mit dem zu sein was man hat erzeugt vielmehr ein Gefühl der Fülle. Und Fülle ist ja das Gegenteil von Mangel.
Die Ressourcen
Immer mehr zu produzieren bedeutet aber auch, dass immer mehr Ressourcen verwendet werden müssen um diese Produkte zu erzeugen. Alle verwendeten Ressourcen kommen aus und von der Erde selbst. Die Erde wurde lange Zeit als unerschöpfliche Quelle aller Ressourcen angesehen – und das obwohl es immer wieder heißt, dass zum Beispiel die Vorräte an Erdöl und Kohle zu Ende gehen. Nichtsdestotrotz werden weiterhin unvermindert – oder so gar noch in gesteigertem Maße – alle Ressourcen abgebaut, die uns unser Planet zur Verfügung stellt – ob freiwillig oder unfreiwillig.
Alle Ressourcen werden entweder direkt – als Produkte – an den Konsumenten gebracht, oder es werden damit Maschinen erzeugt, die wiederum ihrerseits Produkte für den Konsumenten erzeugen. Immer ist die Quelle die Erde. Wir bauen somit die Erde ab. Das ist so als würden wir den Ast absägen auf dem wir sitzen. Und genau das tun wir seit Jahrzehnten. Durch eine Wirtschaft, die sich nur über Wachstum definiert, müssen immer mehr und mehr Anteile unseres Planeten zu Produkten verarbeitet werden. Um eine weitere Analogie zu verwenden: Das ist dann so als würde der Eisbär die Eisscholle auf der er sitzt weglutschen.
Gewinner und Verlierer
Wenn jedes Land auf der Erde ihr Wachstum, also ihr Bruttoinlandsprodukt (BIP), immer mehr steigern “muss”, so hat dies gravierende Auswirkungen. Zum einen würde, wenn tatsächlich das Wachstum in allen Ländern steigen würde, unser Planet immer kleiner und kleiner werden, da alles verarbeitet werden müsste um die entsprechende Menge an Gütern zu produzieren. In diesem Fall ist die Erde der Verlierer – und der Mensch selbst weil er sich seiner Lebensgrundlagen beraubt.
Es gibt noch eine zweite Möglichkeit wie zumindest ein Teil der Länder ihr Wachstum steigern können.
Da die Ressourcen gar nicht schnell genug abgebaut werden können und konnten, bediente man sich – und tut dies nach wie vor – einer anderen Methode. Man nimmt einfach dem anderen – einem anderen Land – etwas weg und gelangt dadurch wieder zu Rohstoffen, die man glaubt selbst zu benötigen. Diesem anderen Land, dem es weggenommen wurde, steht es somit nicht mehr zur Verfügung und bedient sich der gleichen Methoden um wieder an Rohstoffe zu gelangen. Sie haben es ja von den “Großen” so gelernt. Somit sind diese Großen die scheinbaren Gewinner – denen etwas weggenommen wurde sind in jedem Fall die Verlierer. Scheinbare Gewinner deshalb, weil dieser Gewinn ein sehr kurzfristiger ist und immer durch den Einsatz von Geld oder durch Krieg herbeigeführt wird. Etwas zu kaufen kostet Geld – und Krieg kostet Geld, oft viel mehr als die Rohstoffe an Erlösen bringen. Doch dies wird überall gekonnt verschleiert, da die Kriegsausgaben nicht marktwirtschaftlich relevant sind – also nicht in das Bruttoinlandsprodukt mit hineingerechnet werden. Jedoch werden Waffenproduktion, Waffenverkäufe und Waffeneinkäufe sehr wohl hineingerechnet, da es sich hier um Güter handelt und somit wieder BIP-relevant sind. Somit führt Krieg dazu, dass mehr Waffen produziert werden da mehr gebraucht werden. Dies wirkt sich positiv auf das BIP aus. Andererseits werden Kriegsausgaben nicht hineingerechnet – was sich wiederum günstig auf das BIP auswirkt. Dies ist auch einer der Gründe warum von so manchen Ländern Krieg als Mittel zur Wirtschaftsankurbelung gesehen wird. Ein fataler Irrtum wie ich meine – und ein Selbstbetrug obendrein.
Das Fazit
All diese Beispiele zeigen, dass immer der Mensch selbst der Verlierer ist – und die Erde obendrein. Die einzige Möglichkeit um aus dieser Spirale auszusteigen ist eine völlig neue Definition von Wachstum.
Wie wäre es wenn wir uns darüber definieren:
– Bewusstseinswachstum
– Erkenntniswachstum
– Wissenswachstum
– spirituelles Wachstum
– die Entwicklung des Menschen als Wachstumsfaktor
und / oder auch über die Zufriedenheit der Bevölkerung eines Landes.
Wie wäre es wenn wir die Ausgewogenheit der Faktoren “Orientierung”, “Innovation” und “Produktivität” als Maßstab für unsere Entwicklung ansehen würden? (Derzeit definieren wir uns ja praktisch nur durch die Produktivität.)
Das gleichmäßige, das ausbalancierte, Zusammenspiel von persönlicher Entwicklung, Ideen und Umsetzung dieser Ideen gibt uns die Möglichkeit aus der Spirale auszusteigen. Dies bringt uns zu einer ganzheitlichen Sicht von allem – und vor allem von uns selbst.
Wir selbst sind Teil dieses Motors, der gerade gewaltig am Stottern ist. Und wir selbst haben auch die Möglichkeit und die Fähigkeit einen völlig neuen Motor zu bauen. Einen Motor, der die Ressourcen, den Planeten Erde, den Menschen und Alles-Was-Ist ehrt.