Bewusste Unternehmen – die „Firmenseele“

Bewusste Unternehmen – die „Firmenseele“

Nun ist es einige Tage her, dass ich „Espavo – Bewusste Unternehmen“ gelesen habe. Da ich selbst Unternehmer bin, hat mich diese Botschaft sehr interessiert und ich habe mir diese sozusagen “richtig reingezogen“. (Das war 2009.)

Worum es mir nun geht ist die Frage: „Wie sieht ein bewusstes Unternehmen in der Praxis, in der derzeitigen (scheinbaren) Realität aus?“

Es ist eine bekannte Tatsache, dass motivierte Mitarbeiter bessere Leistungen erbringen als unmotivierte, und zwar sowohl bezüglich ihres Arbeitspensums als auch hinsichtlich der Qualität ihrer Arbeit. Ein wesentlicher Aspekt der Mitarbeitermotivation ist die freie Entscheidungsmöglichkeit. Wenn man sich überlegt, dass eine Lohnerhöhung die Motivation gerade mal für einen Zeitraum von zwei Monaten steigert (ab dann wird das höhere Gehalt als „normal“, als „selbstverständlich“ und „mir zustehend“ angesehen), dann muss es doch andere Werkzeuge, andere Möglichkeiten geben, Mitarbeiter auf Dauer zu motivieren.

Eine dieser Möglichkeiten stellt sicher das „Bewusstsein eines Unternehmens“ dar. Gehen wir einmal davon aus, dass eine Firma – so wie jede Person oder Gruppe – eine Seele hat. Diese “Firmenseele”, so möchte ich es mal bezeichnen, ist die Summe aller Seelenanteile von allen Personen, die in dieser Firma tätig sind. Mitarbeiter und Firmenleitung bilden sozusagen “den Kern” dieser Firmenseele. Von außen werden durch Kunden, Lieferanten und anderen Personen, mit denen man im Firmenleben zu tun hat, immer wieder Seelenanteile in die Firma eingebracht und Teil der Firmenseele. Vor allem dann, wenn man mit diesen Personen über einen längeren Zeitraum zu tun hat, verstärkt sich dieser Aspekt innerhalb der Firmenseele. Doch auch das Unternehmen selbst, wie es sich im Innen und im Außen präsentiert, wie die Arbeitsräume und Arbeitsplätze beschaffen und gestaltet sind, trägt einen Teil zur Firmenseele bei.

All diese Aspekte stehen in permanenter Wechselwirkung und können nicht voneinander getrennt werden. Ich möchte jedoch diesen Versuch wagen, um ein klareres Bild zu zeichnen. Sehen wir uns also die einzelnen Aspekte einer Firmenseele genauer an:

Die Firmenleitung:

Die Geschäftsleitung einer Firma ist einer der Hauptaspekte der Firmenseele. – Jedoch nicht, weil sie das Sagen hat, sondern vor allem deshalb, weil sie die Möglichkeit hat, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich in einer Firma alle wohlfühlen. Sie ist auch dafür verantwortlich, dass die Mitarbeiter „ein gutes Gefühl“ haben, bei dem was sie tun und wie sie es tun. Dem Leiter einer Firma muss – ja ich sage absichtlich “muss” – bewusst sein, dass nicht er alleine das Maß aller Dinge in einem Betrieb ist, sondern auch alle anderen einen wesentlichen Bestandteil der Firma darstellen.

Der Chef einer Firma wäre ohne seine Mitarbeiter gar nichts, denn er kann nicht alle anfallenden Arbeiten alleine verrichten. Es muss ihm bewusst sein, dass seine Mitarbeiter jener Teil seiner Firma sind, der es ihm überhaupt erst ermöglicht, Chef zu sein. Doch die Frage ist, wie dieses „Chef-Sein“ gelebt wird. Werden die Mitarbeiter von ihm niedergemacht, wenn sie einen Fehler begehen? Stellt der Chef dermaßen strenge und strikte Regeln auf, dass kein Spielraum für die persönliche Entfaltung und Weiterentwicklung der Mitarbeiter bleibt? Ist er derjenige, der alleine dafür zu sorgen hat, dass die Mitarbeiter motiviert sind und bleiben? Wer oder was motiviert den Motivator, also den Chef?

Wenn wir uns diese Fragen betrachten, so finden wir die Antworten bereits in den Fragen selbst. Macht ein Mitarbeiter einen Fehler, dann ist es doch viel besser, diesen mit ihm zu besprechen als herumzuschreien. Die besten Erfahrungen mit Fehlern habe ich selbst damit gemacht, dass man nicht den Fehler an sich bespricht, sondern über dessen Ursache nachdenkt. Denn Schlampigkeit oder Ungenauigkeit oder zu geringe Konzentration auf die Arbeit sind zwar die äußeren Zeichen einer Fehlerursache, aber niemals die Ursache selbst. Diese Ursache liegt oft viel tiefer verborgen und kann in einem persönlichen Gespräch ans Tageslicht gebracht werden.

Fehler sind wie eine Krankheit bei den Menschen. Wenn man bei einer Krankheit immer nur die Symptome behandelt, dann wird sie immer wieder kommen. Es ist also besser – viel besser – die Ursachen zu erforschen und so die Krankheit von innen heraus zu heilen. Wie bereits gesagt, ist es bei Fehlern genauso. Was ist der Grund oder sind die Gründe dafür, dass dieser Fehler überhaupt entstanden ist? Was ist der Grund für mangelnde Konzentrationsfähigkeit, für Schlampigkeit, Ungenauigkeit? Oft finden wir den Auslöser nicht mal im Umfeld des Arbeitsplatzes, sondern im privaten Bereich.

Liegt er im Umfeld der Firma, so hat der Chef dafür Sorge zu tragen, dass die Ursache – die eigentliche Fehlerquelle – „geheilt“ wird. Dies sollte aber nicht durch eigenmächtiges Handeln des Chefs erfolgen, sondern wiederum in Zusammenarbeit mit dem Mitarbeiter, der den Fehler gemacht hat – aber auch im Zusammenwirken mit allen anderen Mitarbeitern, die in diese Situation involviert sind. Bei kleinen Firmen sind Gespräche – sowohl persönliche als auch mit dem gesamten Team – der wirksamste Weg, den Fehlerquellen auf die Spur zu kommen und sie zu beseitigen.

Als Beispiel möchte ich meine Vorgangsweise darstellen:

Wir machen keine regelmäßigen Dienstbesprechungen oder dergleichen. Es gibt zwar immer mal wieder einen geplanten Anlass für ein Gespräch, doch meistens erfolgt es spontan. Und gerade diese spontanen Gespräche zeigen oft am besten die momentane Gefühlslage der Mitarbeiter auf. Dabei ist es ebenso wichtig, dass auch der Chef sagt, wie es ihm in bestimmten Situationen oder generell geht.

Meine Mitarbeiter wissen über meine Aktivitäten im energetischen und spirituellen Bereich Bescheid und kennen meine Einstellung zu verschiedenen Themen. Dabei ergeben sich immer wieder Gespräche, die überhaupt nichts mit der Arbeit selbst zu tun haben. Beispielsweise haben wir vor ein paar Tagen wieder einmal über die sogenannte “Wirtschaftskrise” diskutiert. Aber auch andere Themen, wie Schweinegrippe, UFOs, außerirdisches Leben, Spiritualität, Radiästhesie und vieles in diesem Zusammenhang sind immer wieder Thema unserer Gespräche, die in der Regel während der Arbeitszeit stattfinden. Ich finde es äußerst wichtig, dass die Mitarbeiter nicht nur über die Vorgänge in der Firma, sondern auch über den Chef selbst informiert sind. Sie wissen über meine Beweggründe, Vorlieben und über meinen Tagesablauf Bescheid. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, meinen Interessen im Verborgenen nachzugehen, so dass meine Mitarbeiter nichts davon mitbekommen. Umgekehrt ist es für mich auch gut zu wissen, wie meine Mitarbeiter zu diesen Themen stehen, was sie davon halten und von mir halten.

Glücklicherweise habe ich Mitarbeiter, die sehr offen über alle Themen reden und mir auch mitteilen, womit sie etwas anfangen können oder auch nicht. 

Die Mitarbeiter:

Wie ich bereits erwähnte, sind die Mitarbeiter einer der wichtigsten Aspekte einer Firma, und zwar nicht nur hinsichtlich der Verrichtung ihrer Arbeit, sondern auch bezüglich des Erfolgs oder Misserfolgs.

Die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander und mit der Firmenleitung ist ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur und entscheidend für die Mitarbeitermotivation. Die Mitarbeiter sind wiederum Repräsentanten der Firma nach außen, wenn es beispielsweise um die Beziehung zu Kunden und Lieferanten geht. 

Doch mit welcher Stimmung kommen die Mitarbeiter in die Firma? Sind sie fröhlich oder missgestimmt? Sind sie voller Tatendrang oder lassen sie “den Kopf hängen”? Wie gehen die Mitarbeiter miteinander um? Wie kommunizieren sie mit Kunden und Lieferanten?

Bereits an der Körperhaltung erkennt man die Einstellung oder die Stimmung eines Mitarbeiters. Es ist wichtig, diese Stimmungen wahrzunehmen, weil sie die Arbeit wesentlich beeinflussen. Jeder – auch die Geschäftsleitung – bringt bewusst oder unbewusst sein gesamtes privates Leben in die Firmenseele ein.

Die Kunden, Lieferanten und andere Personen:

Mit vielen Menschen aus diesem „äußeren“ Personenkreis hat man eine jahrelange Beziehung. Durch das Miteinander bilden sie einen wesentlichen Faktor einer Firmenseele. Hier zeigt sich auch, wie der Umgang intern zwischen den Mitarbeitern sowie zwischen Mitarbeitern und Firmenleitung funktioniert. Der äußere Personenkreis ist das Spiegelbild dessen, was sich innerhalb einer Firma abspielt und wie miteinander umgegangen wird.

Wie oft passiert es, dass jemand anruft und ein Mitarbeiter denkt sich: „Ach, der schon wieder!“ Was zeigt dieser Gedanke auf? Es zeigt letztendlich, dass irgend etwas innerhalb der Firma nicht reibungslos funktioniert. Also ist auch in einem solchen Fall die Ursache im Innern – innerhalb der Firmenseele – zu suchen. Alles was sich im Außen zeigt, ist ein Abbild dessen, was im Innern seinen Ursprung hat.

Miteinander verbunden:

Alle Aspekte einer Firmenseele sind miteinander verbunden. Keiner kann für sich selbst existieren. Ein entsprechender Versuch würde nach kurzer Zeit scheitern. Um diese Verbindung etwas näher zu demonstrieren, füge ich hier einen Ausschnitt aus unserem Firmenkonzept ein, welches ich Anfang 2005 schrieb.

Vom „Zahnrad-Prinzip“ zu den „Drehenden Rädern”

Zahnräder greifen ineinander, drehen sich immer in die entgegengesetzte Richtung des vorigen Zahnrades. Nie bewegen sie sich in die gleiche Richtung. Treffen das erste und das letzte Zahnrad aneinander, so sperren sie sich gegenseitig. – Stillstand.
Es sei denn, sie haben die gleiche Größe und Form. – Die gleiche Wertigkeit.
Miteinander verbundene Räder drehen sich in die gleiche Richtung. – Sie ziehen am gleichen Strang.

Dieses Zusammenspiel zwischen unseren Kunden, den Lieferanten und uns soll sich verhalten wie die drehenden Räder – im Gleichklang – in der gleichen Wertigkeit – im gegenseitigen Antrieb und in gegenseitiger Ergänzung.

Durch diese Harmonie wird der notwendige Freiraum für jeden geschaffen – der Freiraum, den jeder braucht, um zu atmen, um kreativ zu sein, um leben zu können.

Egal wie weit die Räder auseinander sind: solange sie verbunden sind, drehen sie sich. – Im Unterschied zu den Zahnrädern: ein kleiner Abstand – und alles steht.

Jedes Rad ist Motor für die anderen:

Wir: Durch unser Angebot an Komplettlösungen und Ideen.
Die Kunden: Durch deren Bedarf und Weiterentwicklung.
Die Lieferanten: Durch neue Entwicklungen und Innovationen.


Zusammenfassung:

Viele Bücher wurden bereits zu diesen Themen geschrieben und viele Vorträge gehalten. Ich habe hier lediglich die Grundzüge und Grundgedanken umrissen, die mir wichtig sind und nach denen ich versuche, meine Firma zu leiten. Wobei „meine Firma“ nicht ganz korrekt ausgedrückt ist, denn es ist „unsere Firma“. Wir alle gemeinsam – Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten usw. und ich – bilden die Firma, die Firmenseele.

Was ich versuche ist, dass wir eine Einheit bilden. Eine Einheit, die jedem den individuellen Freiraum lässt, den er für seine persönliche Weiterentwicklung braucht. Letztendlich ist es dieser Freiraum, der Mitarbeiter und Firmenleitung motiviert, miteinander zu arbeiten. Lässt man den Mitarbeitern den Freiraum, sich kreativ auszudrücken und sich weiterzuentwickeln, ist dies eine bessere Motivation als jede Lohnerhöhung.

Wenn wir dies alles mit einem höheren Bewusstsein verbinden und im großen Zusammenhang mit der universellen Einheit sehen, dann erkennen wir, dass eine Firma ein Abbild dieser universellen Einheit ist. Es ist das Spiegelbild dessen, was jeder Einzelne und das Ganze darstellt. Nichts und niemand ist getrennt vom Ganzen, ob dies nun bewusst oder unbewusst erlebt wird – die Verbindung ist allgegenwärtig.

Doch Bewusstsein ist nicht nur Garant für den Erfolg einer Firma, sondern beinhaltet vielmehr das „Warum“, also die Erkenntnis warum etwas so ist, wie es ist. Und diese Erkenntnis ist es, die direkt in die Arbeitsvorgänge und das „miteinander Wirken“ eingebracht und umgesetzt werden kann.

Jeder innerhalb einer Firma, der Firmenseele, der sich über die Vorgänge im Großen und im Kleinen bewusst ist, sollte diese in die Einheit einer Firma einbringen. Ich möchte sogar soweit gehen, dass er die Verpflichtung hat, dieses persönliche Bewusstsein in das Gesamtbewusstsein mit einzubringen. Dabei spielt es keine Rolle, ob dies die Firmenleitung oder ein Mitarbeiter ist.

Bewusstsein ist die Basis der Erkenntnis und die Erkenntnis kann in die Praxis umgesetzt werden. Somit ist Bewusstsein die Basis einer jeden Firma sowie jeder Gruppe und jedes Einzelnen.

In diesen sich so schnell verändernden Zeiten, in denen wir jetzt leben, ist es wichtiger denn je, unsere eigene Bewusstwerdung zu fördern und andere bei deren Bewusstwerdung zu unterstützen.

Gemeinsam sind wir eine Einheit und die Einheit ist die Quelle von Allem-Das-Ist.